Wenn die Schwarzseher recht haben, droht uns eine KI-Wissens-Diktatur

Die beunruhigten Stimmen mehren sich: Das Web, wie wir es kennen, ist bedroht. Die Gefahr geht von der künstlichen Intelligenz aus: Die KI macht es zunehmend überflüssig, dass Leute auf die Originalquellen im Internet zugreifen. Stattdessen lassen sie sich ihr Informationsbedürfnis von ChatGPT, Perplexity oder Gemini befriedigen.

Auch die klassische Suchmaschine wird nicht verschont: Google führte die «AI Overviews» ein, bei denen die Auskunft der KI die klassischen Suchresultate weit nach unten drängt. Das ist jedoch erst der Anfang: Im Mai kündigte Google-Suchchefin Liz Reid den «AI Mode» an: Bei dem werden Anliegen komplett von der KI abgewickelt, und wir werden es mit dem «Agent Mode» zu tun bekommen, bei dem sie selbsttätig online recherchiert und Aktionen vornimmt, indem sie beispielsweise einen Termin bucht.

Das Resultat ist jedenfalls klar: Die Nutzerinnen und Nutzer bekommen keine Websites mehr zu Gesicht: Weder publizistische Angebote, Shops, Firmen-, Vereins- oder Partei-Websites noch die Website des Bundes oder der Stadt. Das allein sollte verdeutlichen, dass das nicht nur wirtschaftliche Auswirkungen haben wird, sondern auch gesellschaftliche und politische. Da wir im Nerdfunk gern in Szenarien denken, haben wir uns den schlimmstmöglichen Ausgang ausgedacht: Das ist, natürlich, eine gesteuerte KI-Wissens-Diktatur, in der die Tech-Konzerne bestimmen, wie wir die Welt sehen und wie wir uns verhalten werden.

Die Privatsphäre serbelt, aber tot ist sie nicht

Neulich hat unser Hörer Hannes einen Artikel gelesen, der ihn stark verunsichert hat: Es geht um die Cookies und die Frage, ob es von ihnen tatsächlich kein Entrinnen gibt. Sind wir Nutzerinnen und Nutzer den Tech-Konzernen schutzlos ausgeliefert? Oder gibt es Möglichkeiten, sich wirksam zu schützen, ohne erst ein Informatikstudium zu absolvieren und die Hälfte der Arbeitszeit in die Absicherung zu investieren?

Wir widmen Hannes’ Frage nach dem Datenschutz und der Privatsphäre eine ganze Sendung: Wir analysieren den Ist-Zustand und geben Tipps, wie sich Aufwand und Ertrag bei dieser kniffligen Zeitfrage sinnvoll austarieren lassen. Wir erklären auch, welche häufig empfohlenen Massnahmen weniger bringen als erhofft – und wir präsentieren unsere ausführliche Linksammlung mit Dutzenden von erprobten Tipps, die euch helfen, das Gefühl der Resignation zu vertreiben.

Bonus: Die Google-Interviews

Eine Bonusfolge des Nerdfunks mit zwei Interviews, die am 25. November in Zürich entstanden sind. Google hat damals zur Feier zum zwanzigsten Jubiläum des Forschungsstandorts Zürich geladen, mit einem kurzen Videogruss von Sundar Pichai, einem Auftritt von «Ur-Googler» Urs Hölzle und einem Panel über die Chancen, die sich mit der künstlichen Intelligenz bieten.

An diesem Anlass hat Matthias zwei Interviews geführt, die es hier zu hören gibt. Als erstes gibt Martin Bäuml, Director of Software-Engineering, Auskunft zu Google Gemini und als zweites sagt Christine Antlanger-Winter, die Chefin von Google Schweiz, wie sie die Beziehung zur Schweiz einschätzt und wie sich die KI auf das Suchmaschinengeschäft auswirken wird.

Wann hören Digichris und Matthias auf, mit dem Elonlutscher zu diskutieren?

Hier ist sie, die letzte Folge und das grosse Finale von unserem grossen Jahresrückblick, dem digitalen Realitätsabgleich 2024: Wir küren die Auf- und Absteiger des Jahres – sprechen aber auch noch über die Tops und Flops im Bereich der digitalen Inhalte.

Und in dieser Jahres-Endrunde gehen die Wogen hoch und die Emotionen kochen über: Nicht, dass wir uns uneins wären – nicht so richtig. Doch der eigentliche Grund ist der Zustand der Welt, der sich dieses Jahr nicht zum Besseren gewandt hat und der uns ausreichend Grund für Pessimismus gibt. So ergibt sich eine riesige Achterbahn der Gefühle, an der meistens Kevin einen Anteil hat: Warum fahren nicht alle Elektroautos? Wohin führt das, wenn wir das mit der Klimakrise nicht in den Griff bekommen? Aber Kevin ist auch für den positiven Schlusspunkt zuständig, bei dem er festhält: Wir leben heute in der Welt, wie sie sich früher Science-Fiction-Autoren kaum auszumalen getraut haben.

Wie immer danken wir euch in unserer (vermutlich) letzten Sendung für eure Treue, die Rückmeldungen und konstruktive Kritik. Wir wünschen euch, alles Gute, liebe Hörerinnen und Hörer: Geniesst die Feiertage, erholt euch gut, macht lieber friedliche Stimmung statt eine (Geschenke-)Schlacht und bleibt uns gewogen.

Google unter die Spaltaxt?

Google hat in einem Kartellverfahren in den USA verloren. Das Bundesgericht in Washington hat in einem wegweisenden Urteil festgestellt, dass der Konzern mit seiner Suchmaschine ein illegales Monopol innehat. Die Wettbewerbshüter haben diverse Möglichkeiten vorgeschlagen, wie dieser Zustand beendet werden kann. Zu den harmlosen Massnahmen, die das Gericht anordnen könnte, zählt eine Anpassung des Geschäftsgebarens. Eine radikale Forderung lautet auf Zerschlagung des Suchmaschinenkonzerns.

Natürlich schöpft Google die Möglichkeiten aus, diesem möglicherweise drakonischen Schicksal zu entgehen. Das soll uns aber nicht daran hindern, schon heute darüber zu diskutieren, was aus Sicht der Kundinnen und Kunden der beste Weg wäre: Würden wir von einer Aufspaltung profitieren? Oder müssten wir, wie Google droht, mit Preiserhöhungen bei Android und bei Online-Dienstleistungen rechnen, die der Konzern querfinanziert?

Und wenn wir schon dabei sind: Sollten wir nicht auch Apple, Microsoft, Amazon und Facebook aufspalten?

Youtube wird immer be💩ener

MP3 Audio [30 MB]MPEG-4 AAC Audio [31 MB]Transkript [50 KB]DownloadShow URL Transkript anzeigen (falls vorhanden) 0:00:05–0:00:10 Stay away from a lightning girl. Das ist eigentlich ein Cover von Nancy Sinatra, 0:00:10–0:00:13 sagt mir da mein Computer. 0:00:14–0:00:17 Die heissen ARABROD oder so ähnlich. 0:00:18–0:00:22 Und auf jeden Fall, eins ist klar, hier ist Radio Stadtfilter. …

Bald beherrscht der nette KI-Bot das Netz

Bisher waren die Chatbots für die meisten von uns mehr oder weniger amüsante Spielzeuge. Doch die Anzeichen deuten darauf hin, dass der Spass bald vorbei sein wird und die Bots das Internet nachhaltig verändern werden. Wenn es nach Microsoft geht, hat die klassische Suchmaschine ausgedient: Stattdessen richten wir unsere Fragen an einen Bot, der uns nicht einfach eine Liste mit Resultaten liefert, sondern eine pfannenfertige Antwort.

Das klingt nach einer grossartigen Erfindung, die unser Leben massiv erleichtern wird. Gleichzeitig stellen sich bange Fragen: Was, wenn uns dieser Bot falsche Informationen liefert oder bewusst anlügt? Wie verändert sich das Web, wenn wir Informationen nicht mehr direkt von Websites holen, sondern uns von einer KI vermitteln lassen? Und überhaupt: Haben wir uns das gut überlegt?

Und während wir noch über diese Fragen sinnieren, kommt schon die nächste Neuerung um die Ecke: Die Chatbots sollen bald auch auf bestimmte Sichtweisen und politische Ausrichtungen trainiert werden können: «Hier wird eine ideologische Echokammer und potenzieller Radikalisierungsturbo als Feature in Aussicht gestellt», kommentiert Kommunikationswissenschaftler Marko Ković auf Twitter.

Lassen sich diese KIs kontrollieren – oder sind wir dabei, die Büchse der Pandora zu öffnen? Darüber diskutieren wir in der heutigen Folge.

Die Links zur Episode: https://nerdfunk.ch/nerdfunk-650/

Youtube, das globale Fernsehmonster

Alle reden von Tiktok, weil die chinesische Videoplattform den etablierten Tech-Konzernen das Wasser abgräbt. Doch der direkte Konkurrent – Youtube – scheint das erstaunlich wenig zu tangieren. Im Gegenteil: Die Videoplattform hat auch dieses Jahr ein stabiles Wachstum hingelegt.

Darum ist es Zeit, die Bedeutung dieser Plattform abzustecken und uns zu fragen, ob Youtube das, wovor uns Neil Postman immer gewarnt hat – die Plattform, auf der wir uns zu Tode amüsieren?

Wir tun das ganz konkret: Hat Youtube das klassische Fernsehen zum Juniorpartner degradiert? Oder ist die ursprüngliche Aufgabenteilung auch heute noch intakt? In dieser Wahrnehmung ist Youtube für belanglose Zerstreuung zuständig, die traditionellen Medienveranstalter aber für Tiefgang und Information? Wir versuchen, das auseinanderzudröseln.

Die Links zur Episode: https://nerdfunk.ch/nerdfunk-633/

Wir haben herausgefunden, wie man Google hackt

Während wir es uns in unseren Ferien haben gutgehen lassen, haben sich die kleinen, digitalen Fehlerteufelchen offensichtlich keine Auszeit genommen. Im Gegenteil: Sie haben ihr Unwesen auf vielfältige Weise getrieben, sodass wir mit erfreulich facettenreichen Auswahl an Leserinnenfragen in die neue Staffel von Kummerbox Live starten.

Das ist eine Auswahl der Fragen: Stefan fragt sich, ob die QR-Rechnung nicht ein Schuss in den Ofen ist: Er hat nämlich Mühe beim Lesen der Codes. Doch wie zu erwarten, fühlt sich niemand zuständig: Weder Six, das Unternehmen, das die Lösung technisch eingeführt hat, noch Stefans Bank.

Beat findet die Tastaturbelegung seines Notebooks unpraktisch und würde sie gerne verbessern. Und Dominic regt sich über Google auf und macht dem Konzern grosse Vorwürfe: Es sei nämlich nicht möglich, auf Google Maps mehr als ein Unternehmen an der gleichen Adresse zu registrieren: «Wie stellt sich Google das mit den Hunderten Kleinunternehmen allein im Grossraum Zürich vor, die im selben Gebäude und an derselben Adresse und sogar auf demselben Stock beheimatet sind – Ateliergemeinschaften, Studio-Gmeinschaften, Coworking Spaces, Untermieter?», fragt er.

Mark zeigt Chris die gelbe Karte

Das Jahr 2022 ist konfliktreich gestartet. In der digitalen Welt fährt zwar niemand mit Panzern an den Grenzen des Nachbarlandes auf, aber es werden immerhin Anwälte ins Feld geschickt. Doch nebst den schlechten Nachrichten gibt es auch gute. Eine davon betrifft uns selbst: Hier auf der Website sind die alten, verschwundenen Folgen wieder aufgetaucht: Hier findet sich das Digitalmagazin und hier der halboffizielle Vorläufer dieser Sendung, der Digitalk des Tagesanzeigers.

Auf alle Fälle sind das genügend Gründe für Aktualität in der heutigen Sendung. Zu den geplanten Themen gehören der Streit ums ReplayTV, der Abgang des Swisscom-Chefs und Apples Zwist mit dem Betreiber der Tinder-App in den Niederlanden. Plus die Facebook-Sperre, die sich Digichris aus fragwürdigen Gründen eingehandelt hat. Wenn ihr diese Sendung live hört, könnt ihr euch via Twitter (@nerdfunker) oder via Discord einbringen.

Die Links zur Episode: https://nerdfunk.ch/nerdfunk-603/