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Music.
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Infinity Knives mit Headclean, hier ist Radio Stadtfilter. In der Stadt sind oft komisch.
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Das ist nur eine Frage der Zeit, bis wir es rauskriegen. Stadtfilter.
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Und wir haben einen Gast, der nicht aus der Stadt ist, sondern vom Land der tiefsten Provinz.
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Und Digi-Chris ist auch da. Digi-Chris, bist du schon in Ferienstimmung?
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Ja, ja, ein bisschen ja.
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Ein bisschen?
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Wo gehst du in die Ferien, wenn ich das frage? Hast du schon wieder so eine Bootstour mit diesem riesigen Schiff?
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Nein, es ist nicht Icon of the Seas, es ist nicht das Kreuzfahrtschiff.
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Also es wird die Body sein bei mir und vielleicht ja noch ein bisschen das Dessin.
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Das Dessin, okay. Ich werde in kühlen Orten gehen. Aber, äh, ob er dann so kühl ist.
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Wir sind hier im kühlen Studio und es war also ein riesiger Klimaschock,
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Weil draussen ist gefühlt 50 Grad, hier ist gefühlt 10 Grad.
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Wir haben schon fast einen Kuhnagel. Aber es ist jammer auf einem hohen Niveau.
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Und wisst ihr was? Ich muss sagen, ich kann...
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Und ich tease jetzt ein bisschen, bevor ich sage, wer der Gast ist.
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Ich sage mal, Digi, Chris und unser Gast, ihr habt eine Gemeinsamkeit.
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Weil ihr seid nämlich beide im richtigen Leben. wahnsinnig umgänglich,
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und nett und freundlich und wenn man euch auf Twitter sieht, dann könnt ihr
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beide so vom Leder ziehen, dass man würde denken, aber hoppla was habt ihr noch
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woher kommt das? Könnt ihr vielleicht euch gegenseitig ein wenig analysieren?
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Kreative Frage, also teilweise tatsächlich auf Twitter ich glaube speziell seit Corona
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habe ich vielleicht auch ein wenig mehr angefangen auszuteilen und ja
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Ich habe natürlich unzählige Blogs kassiert, wahrscheinlich du auch nicht.
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Heute hast du geschrieben, jemand soll in den Hölle schmoren, ich weiss nicht mehr wer, aber ich bin der Imoldi, ich glaube, das ist auch so ein Freund von euch beiden.
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Ja komm, verraten wir, wer da ist. Sollen wir verraten? Ja komm, machen wir es. Willst du sagen?
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Ja, der Reder66, oder? Genau, der Reder. Arbi. Und ich glaube, seit ich auf Twitter bin,
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Du warst einer der ersten, denen ich gefolgt bin.
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Es ist noch lustig. Hallo zusammen, schön, dass ich hier bin.
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Schön, dass du hier bist.
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Es gibt zwei Dinge, die ich höre, wenn mich die Leute im echten Leben sehen.
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Erstens, du bist gar nicht so gross, wie ich dachte.
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Ja. Und zweitens, du bist gar nicht so ein Anloch, wie man immer erwartet.
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Bei mir hat das ganz klar mit der Person zu tun. Ich bin jemand, der sehr gerne streitet.
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Mhm.
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Aber ich habe für Twitter oder eine Social-Media-Persona, die einen Teil meiner Persönlichkeit zeigt
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und einen anderen Teil nicht.
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Und während Corona ist das bei mir zum Teil ausgeartet. Ich habe wirklich gemerkt, ich habe gerollt.
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Ich habe mich dann langsam zurückgezogen, weil es nicht mehr Spass machte.
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Ich war dann doch ein paar Monate nicht mehr ganz so aktiv.
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Jetzt sind wir eine Weile wieder hier.
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Und meine Frau meinte, ich solle möglichst die Gerichtswahl vermeiden.
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Ja, das sind auch Sachen passiert, auf die gehen wir jetzt nicht ein.
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Du bist nicht wegen dem hier.
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Und das ist auch gut so, glaube ich. Wir wollen ja, das muss ich noch sagen.
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Oder ich sage dann, wenn die Sendung richtig anfängt, das ist ja immer noch
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unsere Pre-Show, wo wir uns ein bisschen warm oder kalt laufen, je nachdem, was gerade angesagt ist.
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Es geht eigentlich um eine ganz andere Seite von dir in der Hauptsendung.
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Wir wollen nicht politisch werden, weil es unsere letzte Sendung der Sommerpause ist.
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Die hat sich einbürgert, dass wir miteinander freundlich und konstruktiv sind.
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Aber ich würde mich trotzdem noch interessieren, ob sich diese Persona, diese Social-Media-Persona,
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einfach so ergeben hat oder ob du sie auch ganz bewusst pflegst und sagst, sie müsste wieder nachschärfen.
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Und das wäre ein guter Aspekt, den diese Figur haben könnte.
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Also es ist ja nicht in dem Sinne eine Kunstfigur, sondern es ist einfach nur ein Teil meiner Persönlichkeit.
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Ich diskutiere gerne, ich streite gerne.
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Und dort, wo ich ihn anschärfe, da stumpfe ich mehr. Es ist mehr, dass ich finde, das braucht es jetzt hier nicht oder das kann ich elegant machen.
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Und wenn ich das einmal nicht merke, also wenn meine Impulskontrolle unten ist,
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dann merke ich es meistens dann so eine Stunde, zwei später und finde, ja okay, jetzt wieder ein bisschen runterfahren.
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Aber wenn ich nachkorrigiere, dann eher, dass ich drostle, als dass ich jetzt irgendwie denke,
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ui, wem könnte ich heute einen Karren fahren?
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Das ist mehr, okay, das lohnt sich nicht und das war jetzt nicht nötig und das ist jetzt eins zu weit gegangen.
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Digi Chris, wie machst es denn du? Du bist authentisch, dunkt es mich, auch in deiner Wut an mich.
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Ja, kann man so sagen. Gut, also, man schaut manchmal auch vielleicht, dass man eben Klagen vermeiden, dass man vielleicht doch mal einen Tweet dann löscht und so und
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ja, du hast auch Leute, die halt vielleicht politisch absolut nicht deiner Meinung sind, Stichwort Massnahmengegner, die aber wirklich im privaten Leben super nett sind, die dir auch mal helfen und so, also
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Ja, also wie gesagt, ich habe schon einen Tweet gelöscht.
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Erzähl, sag, was ist in deinem letzten Tweet, der gelöscht ist, gestanden?
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Ich weiss es nicht mehr, aber eben, ich habe vielleicht auch ein wenig, und es ist auch nicht böse gemeint, eben wegen dem blauen Haar,
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habe ich halt mal so ein wenig gesagt, ja, Elon, seine Arschräucher, ich glaube, das Wort habe ich auch schon einmal geschrieben,
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also ist jetzt nicht böse gemeint, aber eben...
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Nur ein wenig, ein wenig böse ist es schon gemeint. Aber eben, du musst ja manchmal auch ein bisschen was schreiben und so.
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Und wie gesagt, das könntest du sicher auch sprechen du hast teilweise auf die Tweet, wo
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du meinst, die sind harmlos,
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da kommst du unzählige Likes, Read-Tweets rüber und dann wenn du tatsächlich
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meinst du jetzt haust ihn irgendwie.
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Passiert gar nichts passiert nichts aber eben, wie gesagt, Gerichtsfälle
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vermeiden, das ist auch so meine Devise
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und das war zum Glück bei mir noch nie ich hatte mal jemanden, den man drohte aber mit dem Anwalt.
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Ja, wie gesagt, ich zeige dich an.
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Ich finde es immer noch komisch, also wenn ich im Gespräch mit Kollegen irgendwo
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an einem Tisch sitze und wir diskutieren über etwas, dann kommt schnell einmal
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«Hey, du bist so ein Dubbel!» oder,
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«Halte doch einfach mal die Schnur!» Ohne, man sieht ja, man hat ja dann
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die Mimik dazu und man hört die Tonalität.
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Wenn man das auf Twitter macht, dann kann das ganz anders wirken.
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Ich glaube, das ist ein Das ist das grundsätzliche Problem.
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Und dann springen wir in 5 Sekunden um etwa 40 Jahre nach vorne.
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Music.
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Reda L. Arbi ist der letzte Gast unserer Sommerpause im Nerdfunk.
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Er erzählt in dieser Sendung, wie er dazu gekommen ist, Autor zu werden.
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Nicht nur Autor, wie man sagt, wenn man mal ein Artikel im Käseblatt,
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der kleinen Stadt veröffentlicht hat,
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sondern richtiger, gedruckter Buchautor.
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Er hat einen Cyberpunk-Roman geschrieben, der heisst «Empfindungsfake».
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Er erzählt, worum es geht und was er mit seiner Heldin, die heisst Lea Walker, gemeinsam hat oder auch nicht.
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Das würde mich ein wenig unternehmen.
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Und darum fange ich gleich an. Reda, wie bist du dazu gekommen?
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Viele aus unserer Zunft sagen, ja, ich habe einen halbfertigen Roman in der Schublade und der bleibt dann dort.
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Und er ist vielleicht auch nur ein kurzes Exposé, aber du hast jetzt den geschrieben und fertig gemacht und redigiert und verlegt und gedruckt.
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Und man kann ihn dann bald, Ende August, kaufen?
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Ja, grundsätzlich wollte ich schon immer Geschichten erzählen und schreiben.
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Aber wie in unserer Zunft hatte ich 40 Jahre lang verschiedene angefangene Manuskripte und Ideen in der Schublade.
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Ich kam durch die Erwerbstätigkeit und andere Lebensumwege nie dazu,
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so etwas fertig zu machen.
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Und dann kam die Pandemie und jeder vernünftige Mensch fand dann,
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während der Pandemie kann ich einen guten Roman schreiben.
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Ich kam nicht auf die Idee. Ich war der Erste, der dann alles wieder so langsam anklopfte
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und wieder begann zu leben.
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Ich merkte, ich will eigentlich meinen Job als Campaigner runterfahren.
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Ich will nicht mehr grosse nationale Kampagnen machen, sondern ich will etwas Neues in meinem Leben.
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Und meine Frau fand, ich mache ein Sabbatical und ich schreibe endlich meinen Roman.
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Das heisst aber, dass der recht schnell entstanden ist.
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Das sind 400, jetzt habe ich nachgeschaut, 23 Seiten oder so.
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Und die hast du in einem Jahr geschrieben oder so?
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Nein, ich habe sie etwa drei Monate geschrieben.
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Okay. Die Hauptstory ist wirklich, ich bin hin gesessen und habe die Hauptstory durchgeschrieben
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und habe es dann noch etwa 10 mal überarbeitet, die Sidelines sind da, neue Figuren eingeführt,
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Aber insgesamt hatten wir nicht länger als 5 Monate.
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Was auch, also vielleicht als Erklärung, ich habe erst gerade frisch ADHS diagnostiziert im Alter.
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Und was mich dann schon auch gewundert hat, weil ich konnte mich früher nie so 8 oder 10 Stunden am Stück auf etwas konzentrieren.
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Und bei dem Buchschreiben ist es jetzt wirklich einfach in einem Rutsch gegangen.
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Also wenn wir an deiner Person als Autor arbeiten, kann man sagen, der hat eigentlich schon geschlummert in dir rein und wollte dann herausbrechen, der Autor.
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Ja, also wirklich, ich habe meine erste Geschichte geschrieben mit elf Jahren,
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so ein Aufgabenbüchlein von Hand, und habe es dann in der Schulklasse umgegeben.
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Und die haben das total toll gefunden.
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Die Lehrer damals nicht so, weil sie zum Teil die Hauptfiguren waren in dieser Story.
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Und das Geschichten erzählen war immer etwas. Also im Journalismus, das ist das Recherchieren, habe ich immer das absolut mühsamste gefunden.
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Aber nachher Geschichte so erzählen, dass jemand von Anfang bis Schluss begeistert ist
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und am Schluss rausgeht und findet es cool oder sich aufregt oder eine andere Emotion zeigt,
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das war immer etwas ziemlich Wichtiges für mich.
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Und das Genre, in dem du ankamst, ich meine, auch einen «hardboiled» Krimi könnte man sich vorstellen
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oder irgendeinen historischen Schlüsselroman oder irgendeine Persiflage auf Andreas Glarner,
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ohne dass wir uns politisch werden, wie versprochen.
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Wieso war das dann das Genre, in das du gelandet bist?
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Das ist mir schwierig zu sagen. Ich habe damals «New Romance» gelesen,
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eigentlich noch vor dem eigentlichen Internet, von William Gibson.
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Und ich habe plötzlich eine Welt gefunden, die für mich stimmte.
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Und im Kino war es «Blade Runner 1».
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Ich meine, ich habe «Star Wars», ich habe all die anderen Sachen gesehen,
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aber dort, wo ich wirklich hängen geblieben bin, das war «Blade Runner».
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Das ist halt wirklich Cyberpunk im Echten und für mich ist das auch nicht so Science-Fiction, es hat zwar ein bisschen Science rundherum,
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aber es ist für mich mehr so Social-Science-Fiction, also die Gesellschaft, die sich verändert, die ich spannend gefunden habe.
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Über das reden wir dann auch noch gleich. Digi Chris, hast du auch ein Romanmanuskript in der Schublade?
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Nein, nicht wirklich. Also, ja, wir haben mal auch vor Jahren aus Jux, es gibt ja das französische Buch «On y va»
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Und da hat es mal Fanfiction gegeben, der halt auch ein bisschen unter der Gürtellinie war.
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Fanfiction? Oh oh, das machen wir mal lesen. Sonst gibt es vielleicht auch Klagen.
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Also, dass halt Francois und René in Paris ein bisschen andere Sachen machen als wir.
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Eine Affäre hatten sie, willst du es sagen? Nicht nur eine, ja.
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Achso, verstehe. Miteinander oder mit...
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Mit allem zusammen. Aber mich, ich glaube, ist jetzt vielleicht nicht unbedingt für das.
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Aber ja, ich glaube, wie der Reda sagt, dass du teilweise Ideen hast, was zu schreiben.
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Und ich habe es auch früher noch in der Schule, du hattest ja die Aufsätze,
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schreiben über, weiss ich was, damals hast du noch nicht Klimawandel gesagt,
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aber wahrscheinlich ist auch schon die Art, die schmilzt. Schreibe eine Fantasiegeschichte.
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Das macht heute aber der Chetschipiti. Ja, eben.
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Und, aber, wie soll ich sagen, hast du dann um jetzt kurz, ganz kurz mal noch schnell,
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es ist heute eine Literatur-Sendung, aber ganz kurz, es will die nötig werden,
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hast du irgendein technisches Werkzeug eingesetzt,
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um deine Story zu planen, um deine Handlungsstränge zu koordinieren?
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Da gibt es ja tolle Werkzeuge, die man brauchen kann. oder hast du das altmodisch aufzeichnet oder einfach alles im Kopf gehabt?
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Also ich habe mit Werkzeug gearbeitet, ich habe zuerst gedacht, ich brauche keinen,
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aber ich habe mir dann ein Drama Queen Programm gekauft, das hat mich einfach schon wegen des Namens irgendwie...
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Genau, ich habe nämlich gesagt, du hast es mal vorgestellt oder erwähnt auf Twitter
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und dann habe ich es ausprobiert und Lust bekommen auch etwas zu schreiben,
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Aber bis jetzt ist noch nichts daraus geworden.
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«Drama Queen» ist einfach extrem cool, um die Figuren im Überblick zu behalten.
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Man kann die Figuren anlegen, man kann die Figuren im ganzen Buch umbenennen.
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Es zeigt einem auch immer an, welche Figuren in welchem Kapitel vorkommen.
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Und die Handlung ist streng, also mit Farben. Das ist alles ziemlich cool, ist aber für mich...
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Zu fest Listenmässig war. Und ich habe mir dann die Lucid Spark dazu geholt. Das ist eigentlich
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ein Whiteboard mit Post-Its. Das Virtuelles.
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Und ich habe dann einfach eine Linie gezogen, eine Zeitlinie, und dann überall meine Ideen mit Post-Its
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drauf gemacht. Und dann haben sie die Farben gewechselt, je nachdem, welches Status
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erste Überarbeitung, zweite Überarbeitung, dritte Überarbeitung.
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Wenn es fertig war, war es grün. Und als dann irgendwann alle Posts in das Grün waren, habe ich es dann Verleger geschickt.
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Ja, sehr gut. Verleger, Verlag ist ein gutes Stichwort.
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Der heisst Lectorbooks.com, ungezähmte Literatur seit 2017, habe ich gelesen.
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Ein ganz kleiner Verlag, 26 Titel und man siehe und staune,
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also Dominik Dusik, der ist ein guter Freund von diesem Sender und dieser Sendung,
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Der hat auch ein Buch dort, das heisst «Er tritt über die Ufer».
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Ist das Zufall, dass du bei diesem Verlag gelandet bist? Oder hättest du auch zu Ulstein oder zu was weiss ich wem kommen können?
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Nein, also ich wollte ja eigentlich ein Buch schreiben, damit ich ein Buch geschrieben habe.
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Ich habe nicht daran geglaubt, dass das dann irgendwann ein Verlag findet oder gross herauskommt.
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Vielleicht in meinem eigenen Verlag. Ich wollte einfach meinen Science Fiction schreiben, damit mein Jugendtraum in Erfüllung geht.
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Und ich habe das dann getwittert, weil ich hatte wirklich extrem Freude, als das anfing zu zusammenzukommen und die ersten Kapitel Sinn ergeben zu haben.
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Und dann hat sich eine Agentin aus Zürich gemeldet, die für eine Agentur in Berlin arbeitet und hat gesagt, komm zu uns.
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Und dann hatte ich eine Hamburger Agentur.
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Grosse, deutsche. Und die haben dann angefangen, für mich einen Verlag zu suchen.
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Und haben dann in Zürich wieder einen kleinen Verlag gefunden.
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Das ist aber lustig. Der halt auch damit zu tun hat, als Schweizer Autor musst du zuerst in der Schweiz publizieren,
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damit du im deutschsprachigen Raum überhaupt ernst genommen wirst.
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Okay, interessant. Das ist so... Jeux Schweizer hat aber auch etwas mit der Literatur zu tun, die aus der Schweiz kommt.
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Ich habe ähnliche Klagen schon von Österreichern gehört, aber vielleicht ist der deutsche Markt nochmals eine Bastion.
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Wir sehen dann, wie weit die Lea Walker... Und jetzt müssen wir, glaube ich, zu dieser Geschichte kommen, endlich einmal.
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Und zu dieser Hauptfigur, das ist die Lea Walker.
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Die ist einarmige Ermittlerin. Da habe ich schon gedacht, kommt mir hier der Cormoran Strike in den Sinn?
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Weil der hat nur ein Bein. Aber es ist wahrscheinlich Zufall, weil die Lea Wacker mit ihrer Armprothese sprechen kann.
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Ja, also meine Hauptfigur ist vom Design her, also wie sie aussieht und wie sie handelt,
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von extrem vielen Seiten beeinflusst. Es hat eine Figur zum Beispiel mit einem Altered Carbone in der Serie.
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Ja. Eine Ermittlerin, eine Polizistin, die den Arm verliert und nachher eine Prothese hat.
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Und es gibt noch andere Ermittler und Leute, die quasi mit Prothesen arbeiten.
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Aber das muss unterbewusst eingeflossen sein, weil das Eigentliche, das ich wählen kann, ist die Beziehung,
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zwischen der künstlichen Intelligenz, die den einen Arm quasi betreibt, und der Protagonistin.
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Und dass die halt nicht immer einer Meinung sind. Das habe ich eigentlich noch als witzigen Sidekick empfunden.
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Die Kali, also die künstliche Intelligenz, die den Arm steuert,
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die ist eigentlich mit der Zeit meine wichtigste Figur geworden.
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Ja. Vom Namen her hat es mich gedüngt, man hört ein bisschen mit Leia und Luke Skywalker,
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man hört auch ein bisschen Star Wars raus, beim Namen wenigstens.
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Das haben mir die Leute nachher auch gesagt.
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Ich habe den Namen eigentlich so gewählt, dass er sowohl im Deutschen wie auch in einer englischen Übersetzung
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Ja, du hast schon einigermassen gut funktionieren geführt. An internationalen Werten eigentlich, sehr gut. Natürlich.
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Finde ich gut. Also, und die, wir müssen vielleicht etwas von der Geschichte erzählen.
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Also Europa wird jetzt nicht mehr regiert von Menschen, sondern von einer KI, Eurogov heisst die, glaube ich, falls ich mich richtig erinnere.
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Und die wird jetzt halt, wie das so passiert, von Hackern angegriffen.
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Und man weiss nicht genau, ob das Eurogov noch richtig zuverlässig regiert oder nicht.
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Und jetzt kommt die Lea eigentlich...
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Am Anfang ist sie eher unwillig, dass sie da mitmacht bei dieser Ermittlung
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und weiss nicht genau, wie sie eigentlich zu diesem Vergnügen kommt.
0:19:23–0:19:27
Also das ist ein sehr schweizerischer Zug, den ich meiner Figur gegeben habe.
0:19:27–0:19:34
Sie kommt plötzlich ins Angebot, über das sie sehr viel Geld verdient sehr viel Verantwortlichkeit und sehr viel.
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Gratis gibt es nichts, das ist ein Scheiss, die wollen mich irgendwie reinlegen.
0:19:37–0:19:40
Und das ist so, wie wenn du versuchst, an der Bahnhofstrasse 100er-Noten zu verteilen,
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die Leute wollen das eher nicht.
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Also wenn etwas zu gut ist, dann ist man misstrauisch. Und wenn einem etwas aufgedrängt wird, ebenfalls.
0:19:49–0:19:50
Und so reagiert sie auch am Anfang.
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Genau. Und den Schauplatz, den finde ich... Also es gibt ganz viele Schauplätze, auch im Weltall draussen.
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Dort merkt man vielleicht schon auch deine politischen Abneigungen, sage ich mal jetzt ein bisschen durch.
0:20:03–0:20:05
Aber auf das kommen wir dann vielleicht noch.
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Aber Zürich kommt auch darin vor und ich möchte hier mal einen kleinen Ausschnitt vorlesen von einer Szene,
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die mir einfach noch gut gefallen hat. Zürich im Jahr 2082.
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Sie bog um die Ecke und stiess beinahe mit Farid, dem alten Sammler, zusammen.
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Der geschäftige Gauner war wie immer in Berge von Löchrigen nicht besonders hygienisch riechenden Jacken und Decken gehüllt,
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was seiner Aussage nach der Hitze abhalten soll.
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Eine Weisheit seiner Vorfahren aus der Wüste, wie er allen versicherte.
0:20:38–0:20:46
Lea bezweifelte insgeheim, dass sich Farid jemals südlicher als beim S-Bahnhof am unteren Seebecken herumgetrieben hatte.
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Seit sie sich erinnern konnte, lebte der Scheik in Shantytown direkt unter dem ehemaligen Parkhaus.
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Die einst kleine Ansammlung von Zeltenhütten und einigen Tramwaggons entstand in den 30er Jahren,
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also 20, 30, demnächst mal, als erstes Land der Stadt,
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gespiesen von den Strömen der Klimaflüchtlinge aus dem Süden.
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In den späten 40ern kamen dann unweigerlich die Flüchtlinge aus dem Norden hinzu.
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Inzwischen breitete sich die Shanty aus wie eine kleine Stadt innerhalb der Stadt,
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und füllte die beiden ausgetrockneten Flussbette der Siel und der Limat.
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Ich finde, das gibt schon ein sehr gutes Gespür für die Geschichte,
0:21:30–0:21:32
in welchem Umfeld sie spielt.
0:21:34–0:21:41
Ja, ja. Also ist natürlich für mich, ich bin ja, wenn ich in der Provinz lebe und dazwischen,
0:21:41–0:21:45
im Herzen bin ich Stadt Zürcher. Also wenn ich von irgendeiner Reise zurückkomme,
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wo ich jetzt nicht mehr so viel gehe und ich komme zu Zürich an mit dem Zug,
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dann bin ich zuhause. Obwohl ich dann nochmal 50 Minuten muss auf den Zug,
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aber Zürich habe ich zuhause. Und Perspektiven ist effektiv von meinem Roman,
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ist so, wie man sich Science-Fiction oder Cyberpunk vielleicht in den 90er vorgestellt hat.
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Und dort ist auch die Stadt Zürich, die sich dort angefangen hat zu verändern.
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Und eben die Klimakatastrophe darin, die austrocknete Flussbett.
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Und dann aber sind wir wirklich vorstellen können, wo die Flüchtlinge dann leben,
0:22:22–0:22:31
unter dem Hauptbahnhof, also unter dem Parkdeck dort, Und dann über die ganze Stadt verteilt in den Flussbett.
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Das war für mich vorstellbar. Man könnte sich da auch sehr gute Netflix-Serie vorstellen, oder Diggy?
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Chris, darfst du sie schauen?
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Ja, ich denke, wenn jetzt das läuft, dann wird vielleicht Mr. Hastings...
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Nein, ist jetzt ja nicht mehr... ...dienstlich mal anklopfen, aber...
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...wahrscheinlich das Szenario, das du da ansprichst, ist ja eben...
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...und übrigens, ich habe vor vielen Jahren, hat SRF auch mal so ein... Wie nennt man das?
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Dystopie, meinst du? Dokusopa, es ging darum...
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Da hat es ja noch den Mittler gegeben, den Green und eben die Sarne, die halt eben dort in Ach, heuschehech!
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Ich kenne die Story, weil mein Arbeitgeber hat dort ein Werk,
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wo tatsächlich mal das Abwasch weggeschwemmt worden ist.
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Aber vor 30 Jahren, wenn du denkst, was da, Klimawandel und was, Permafrost,
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spinnen die dann? Das ist doch nur.
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Propaganda. Und ja, wenn du halt eben schaust, was jetzt in Brienz im Graubünden passiert,
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so Sachen, ja, das hättest du wahrscheinlich vor ein paar Jahren nicht erfinden können.
0:23:33–0:23:37
Ja, wenn es eine Dystopie ist, dann sieht man Anzeichen davon.
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Würdest du trotzdem in diesem Zürich leben wollen oder bist du froh, wenn du das wahrscheinlich nicht mehr erlebst, wir alle hier im Studio?
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Ich empfinde es eigentlich nicht wirklich als Dystopie. Das heisst, ich habe meine Story dann angesetzt, wenn es langsam wieder bergauf gehen könnte.
0:23:57–0:24:04
Wir haben die KI-Regierungen über den grössten Teil des Planeten, die effektiv Klimasteuerung machen,
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die wieder aufbauen, die Umwelt quasi flicken, die Erde terraformen und es gibt so einen Hoffnungsschimmer am Ende.
0:24:16–0:24:22
Aber für mich war auch noch wichtig, dass für die Leute, die dann dort leben, die haben nicht den Vergleich und irgendwie finden,
0:24:22–0:24:30
früher war es besser oder in der Zukunft ist es besser. Die haben effektiv einfach genug zu tun mit ihrem alltäglichen Scheiss.
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Ja, ganz kurz und ohne allzu viele Spoilern, wie geht es denn weiter mit Lea und ihrem
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Kampf gegen die Hacker und zur Rettung von EuroGov.
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Sie muss ein bisschen herumreisen, obwohl sie das hasst, aus ihrem Quartier rauszugehen.
0:24:51–0:24:55
Und sie kommt dann, wie du vorhin gesagt hast, unter anderem in den Weltraum.
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Und das ist auch einer der Plätze, die ich am liebsten entworfen habe.
0:24:59–0:25:04
Also es ist nicht irgendwie ein Space-Opera, sondern es ist ein Orbital,
0:25:04–0:25:06
die fix über den Planeten schwebt,
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die als libertäre Bankenstadt eigentlich aufgebaut wurde von ein paar Oligarchen, die sich dort quasi ein gutes Leben machen.
0:25:18–0:25:24
Und es ist immer noch ein Hafen für böses Geld. Und dort muss sie dann hin,
0:25:24–0:25:28
und dort muss sie dann in eine Bank und hat mit Gaunern zu tun.
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Dort ist also ... Der Teil, der Science ist, ist dort am stärksten zu spüren.
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Ich bin kein Hard-Science-Fiction-Schreiber,
0:25:39–0:25:44
das heisst meine Technik kann durchaus ein wenig magisch sein.
0:25:44–0:25:48
Aber ich habe mir doch Mühe gegeben, wenigstens Distanzen zu machen
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und Beschleunigungen, die es braucht, um dort hochzukommen.
0:25:52–0:25:55
Du hast aber auch auf Twitter recherchiert.
0:25:55–0:25:59
Ja, ich habe auf Twitter recherchiert. Ich war einfach zu faul, um zu googeln
0:25:59–0:26:04
Und dann hat mich meine Twitter-Community gefragt, wie das funktioniert, oder wie es funktioniert.
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Und Crowd Intelligence hat mir dann geholfen.
0:26:07–0:26:14
Man verratet jetzt glaube ich nicht zu viel, wenn man sagt, es ist schon eine Fortsetzung angelegt am Ende dieses Buches.
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Nein, ich bin im Augenblick auf Seite 360 und die zweite Wand wird, glaube ich, etwa 200 Seiten länger.
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Aber du hast vorhin gesagt, Netflix.
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Und ich wollte auf der einen Seite unbedingt ein Buch schreiben,
0:26:30–0:26:33
ein Science-Fiction-Buch.
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Als ich dann einen Verlag bekam, dachte ich, man könnte auch so etwas schreiben,
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das ich gerne auf Netflix schauen oder lesen würde.
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Oder wo ich mir quasi ein Denkmal setze, in dem das halt irgendwie in 40 Jahren
0:26:48–0:26:51
irgendjemand noch auf irgendeinem Datenspeicher findet.
0:26:51–0:26:58
Oh cool, altmodisches Zeugs. Für mich war schon in dem Augenblick, in dem ich den Verlag hatte, klar,
0:26:58–0:27:00
dass das Buch mich drückt über das Leben.
0:27:01–0:27:11
Dann habe ich es auch ein bisschen ernster genommen und den Aufbau der Story nicht unbedingt extrem serienmässig,
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man kann es sicher so brauchen, aber ähnlich wie ein Computergame aufgebaut.
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Du hast Level, die du durchreisst, du hast verschiedene Level an Bösenwichtern, die kommen
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die einem das Leben schwer machen.
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Und am Ende gibt es einen Endboss?
0:27:25–0:27:31
Am Ende gibt es einen Endboss, da kann ich jetzt noch nicht so viel verraten,
0:27:31–0:27:34
weil es gibt ja noch einen zweiten Band und es gibt ja noch einen dritten Band.
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Ist es als Trilogie gedacht oder potenziell unendlich?
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Nein, es ist als Trilogie gedacht, das sind drei Generationen.
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Sehr gut, freuen wir uns schon mal.
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Nochmals zurück zu dieser Lea Wacker, wie viel steckt denn von dir
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in dieser Frau, also eine offensichtliche Parallele, aus der du auch keinen Held machst,
0:27:56–0:27:57
das ist diese Drogensucht.
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Ja, also, Lea ist eigentlich, das bin ich. Das ist...
0:28:03–0:28:11
Wie du gerne wärst. Du wärst gerne Frau. Ja, also, ich habe mir überlegt, wie meine Heldin...
0:28:12–0:28:15
Also, erstens mal, dass sie eine Frau nimmt, das sind ganz andere Möglichkeiten,
0:28:15–0:28:22
und dann habe ich mir überlegt, wie wäre ich gerne gewesen, wenn ich mit 5, 26 eine Frau gewesen wäre
0:28:22–0:28:29
und dann habe ich gemerkt, ich wäre vielleicht nicht ganz so anders gewesen als ich bin,
0:28:30–0:28:35
oder auch damals gewesen bin, ich wäre wahrscheinlich ein bisschen anpisser mit der Welt gewesen,
0:28:35–0:28:41
weil ich habe überall sehr viel Glück gehabt, einfach durch das, dass ich ein Mann bin
0:28:41–0:28:44
und dadurch, dass ich einen gewissen Charme habe.
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Und ich habe meine Heldin so angelegt, dass sie...
0:28:49–0:28:54
Gewisse Vorteile nicht hat und sich selbst durchbeissen muss und nicht überall Hilfe bekommt,
0:28:55–0:29:00
und ähm es ist eigentlich ein grosser Teil von mir.
0:29:00–0:29:06
Man denkt, sie hätte schon Charme, aber sie spielt nämlich nicht so aus. Ist das mein Eindruck richtig?
0:29:06–0:29:11
Sie wirkt charmant, aber ihr ist das nicht bewusst. Also sie ist selbst ich habe das Gefühl,
0:29:12–0:29:18
also in meiner Vorstellung ist sie selbst wenn sie stinkhässig ist kann sie auf andere sehr herzig wirken.
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Sie ist von der Körpergrösse her nur um knapp 1,60 m gross.
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Und sie hat halt einfach als überzeugendes Argument ihre Carbon-Prothese,
0:29:30–0:29:35
die Carbon-Titanen-Prothese, die sie im Notfall aus Schwierigkeiten wieder raus holt.
0:29:36–0:29:41
Also kann sie einfach grosse Schnurren haben und wenn es irgendwelche Schlägereien gibt,
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ist sie dann wieder auf der sicheren Seite, wenn es sich hinter ihrer Prothese versteckt.
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Ich finde es trotzdem noch mutig, dass du gesagt hast, ich mache eine Frau als Hauptfigur.
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Gut, du konntest sagen, die Kali, die Prothese, sei geschlechtslos.
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Oder mich hätte sie eher an einen Mann erinnert.
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Aber trotzdem, ich würde wahrscheinlich sagen, ich sei auf der sicheren Seite,
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wenn ich das aus der männlichen Perspektive schildere.
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Aber du fandest, das kann ich.
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Ich weiss, wie Frauen ticken.
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Ich habe mir das, ehrlich gesagt, gar nicht überlegt. Also ich habe mir gewünscht, dass ich ein weibliches Lektorat habe.
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Das hat leider nicht funktioniert, aber es wurde von Frauen gelesen.
0:30:28–0:30:34
Und die haben sich mehr über technische Sachen aufgeregt, die ich nicht so genau hatte.
0:30:34–0:30:37
Aber meine Figur hat gestummen und es gab so kleine Sachen.
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Also normalerweise, wenn man Schweizer Krimis oder Schweizer Sachen anschaut,
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Es hat inzwischen viele Frauen, die Protagonistinnen sind.
0:30:46–0:30:51
Aber es ist alles ein bisschen leicht introvertiert, sehr hoch reflektiert.
0:30:51–0:30:54
Es hat immer Einsichten und emotionale Prozesse.
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Das wollte ich eben nicht machen. Ich wollte nicht die wahnsinnig empathisch ...
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... kümmernde, sozial engagierte Heldin machen. Ich wollte eine machen, die zuerst schiesst, bevor sie freut.
0:31:10–0:31:18
Genau, du hast es angetönt, auch die sozialkritischen Aspekte, die gesellschaftlichen Fragen,
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die bei guter Science-Fiction immer eine Rolle spielen.
0:31:22–0:31:27
Man muss überlegen, wie sich auch diese Technik auf das Zusammenleben auswirkt.
0:31:27–0:31:31
Aber es ist schon auch einfach der Action, der dir gefallen hat.
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Was war dann wichtiger? Kann man das überhaupt sagen?
0:31:35–0:31:41
Die Texte waren für mich wichtig. Ich habe mir überlegt, was ich früher gelesen habe.
0:31:41–0:31:46
Ich habe gerne Dinge gelesen, in denen Zeug in die Luft geflogen ist.
0:31:46–0:31:54
Ich schaue auch jetzt noch... John Wick hat nicht wirklich eine Handlung ab Teil 2.
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Teil 1 wird ein Hund umgebracht. Und ab dann ist mein ganzes Herz beim Held, der alles in die Luft sprengt.
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Ich habe mir Mühe gegeben, etwas mehr Spannung und Handlung reinzubringen.
0:32:08–0:32:12
Aber der Punkt war schon, dass man kaum Schweizer Literatur findet.
0:32:13–0:32:15
Die einen wirklichen Bodycount hat.
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Du findest Schweizer Krimis, in denen jemand umgebracht wird,
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und ein Buch lang wird der Mörder gesucht.
0:32:22–0:32:26
Dann gibt es ein paar Twists, und am Schluss ist der Mörder da.
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Man hat sehr viele Figuren kennengelernt und gerne bekommen.
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Ich wollte wirklich, dass es klopft.
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Und das hat auch unheimlich Spass gemacht. Also irgendeine Figur, wenn man sie auf die Nerven gegangen ist,
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ist es einfach wie eine Bang-Explosion weg gewesen. Genau, so gehört sich das auch.
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Spätestens in Game of Thrones sind wir das auch gewohnt, dass der Bodycount auch ein bisschen höher sein kann.
0:32:50–0:32:56
Ich glaube, was erwartest du von diesem Buch? Du hast schon «Antoine», «Netflix» und «Ich muss dir noch etwas sagen».
0:32:56–0:33:05
Du hättest natürlich beim Autorennamen deinen zweiten Namen als Initial einnehmen müssen,
0:33:05–0:33:16
so wie Robert A. Heinlein oder Philip K. Dick oder H. G. Wells.
0:33:17–0:33:21
Ja, ich denke, ich habe mit marabischen Namen schon einen gewissen Vorteil.
0:33:21–0:33:29
Es werden auch ganz viele gewaltfreie, linksgrüne, gute Menschen aus meinem Umfeld einen Roman kaufen,
0:33:29–0:33:30
weil sie denken, ui...
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Arabische Literatur aus der Schweiz und dann werden sie nach drei Seiten aufhören zu lesen.
0:33:36–0:33:38
Sehr gut, aber das Buch haben sie dann trotzdem schon gekauft?
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Ja, das Wichtigste ist schon.
0:33:40–0:33:44
Okay, also ich habe es sehr spannend gefunden und wir sind fast schon fertig,
0:33:44–0:33:49
aber ich würde sagen, noch eine kleine Runde am Schluss für die, die sich etwas überlegt haben.
0:33:50–0:33:54
Tipps für den Lese-Sommer natürlich, rede an dein Buch, wie heisst es nochmal?
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Das ist empfindungsfähig und kommt am 28. August raus.
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Aber nicht als Hörbuch, oder? Noch nicht als Hörbuch.
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Man kann es bei Lectorbox jetzt als Print bestellen.
0:34:08–0:34:15
Lectorbox.com und es ist bald auf E-Books, im Orel-Füssli und auf Kindle-Rail.
0:34:15–0:34:20
Sonst noch irgendein Lesetipp für den Lese-Sommer von unseren Hörerinnen und Hörern,
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die dann etwa einen Monat lang auf uns verzichten müssen?
0:34:22–0:34:29
Ganz klar natürlich «Neuromancer» als mein Einstiegsbuch in Cyberpunk.
0:34:31–0:34:35
Was ich auch gerne lese, was jetzt wahrscheinlich etwas schräg überkommt,
0:34:35–0:34:41
oder gerne gelesen habe, was mich wirklich in andere Welten geholt hat, das war Karl May.
0:34:41–0:34:43
Ja. Alle Karl-May-Bücher. Habe ich auch mal gelesen.
0:34:44–0:34:50
Und das hat mich als kleiner Junge eigentlich noch in andere Welten entführt.
0:34:50–0:35:01
Es ist grauhaft, weil es mein Bild von Nordamerika und Uriwohnen dort mehr prägt als ähnliche BBC-Dokumentationen, die ich später gesehen habe.
0:35:01–0:35:07
Aber es ist halt einfach, wenn man es als Reinier Fantasy nimmt, ist es grossartige Storytelling.
0:35:08–0:35:10
Digi Chris, ein kurzer Tipp.
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Ich bin eigentlich wirklich nicht so der Literate, aber da ich ja weiss, dass ich vom Reden eine handsignierte Ausgabe bekomme.
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Wie würdest du dein Buch empfehlen?
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Also ich nehme es an, ich bin jetzt begeistert und wenn wir uns mal sehen, dann...
0:35:26–0:35:30
Ich verlange ja so ein Autogramm, gell? Das machen wir so. Ich habe auch noch etwas.
0:35:30–0:35:37
Ich stecke in dem Moment, und das ist zeitlich etwa gleich weit, wie deine Geschichte in der Zukunft spielt, in der Vergangenheit.
0:35:37–0:35:40
Das sind die Gereon-Rath-Romänen.
0:35:40–0:35:45
Das ist, glaube ich, Babylon Berlin, aber in Buchform, von Volker Kutscher.
0:35:45–0:35:51
Das ist eben das Polizeipräsidium am Berliner Alexanderplatz.
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Im März 1929 ist es losgegangen.
0:35:54–0:36:06
Und auch ein schroffen, nicht so zugänglicher Held, der sich auch mit der Mafia oder dem Gangstertum in Berlin
0:36:06–0:36:10
etwas zu sehr anbandelt, immer seinen eigenen Weg geht
0:36:10–0:36:17
und einfach auch lebt von dieser Atmosphäre in Berlin, in der schon Kommunisten auf Nazis losgehen.
0:36:17–0:36:20
Man spürt immer, wo das hinführt.
0:36:20–0:36:31
Wir wissen, wo es hinführt, Aber alle in diesen Büchern wissen es noch nicht und das macht auch etwas von der Spannung dieser Bücher aus.
0:36:31–0:36:34
Reda, ganz herzlichen Dank, dass du hier warst.
0:36:35–0:36:35
Ja, gerne. Danke, dass ich gekommen bin.
0:36:36–0:36:40
Sehr gerne und wenn es dann verfilmt wird, kommst du das nächste Mal.
0:36:40–0:36:44
Du kommst das nächste Mal. Tipptopp. Vielen Dank. und schöne Ferien.
0:36:45–0:37:01
Music.

Wir kennen ihn als Blogger und als Polterer in den sozialen Medien: Doch jetzt schlüpft er in eine neue Rolle – nämlich die des Science-Fiction-Autors. Réda El Arbi hat einen Cyberpunk-Roman geschrieben, der im Zürich der 2080er-Jahre spielt, das vom Klimawandel und Kapitalismus-Exzessen ziemlich gebeutelt worden ist.

In seine «empfindungsfaehig» schickt Réda seine einarmige Heldin auf eine rasante Mission. Lea Walker muss Putschisten zur Strecke bringen, die es auf die Regierung Europas abgesehen haben, die wiederum längst nicht mehr aus Menschen besteht, weil seit den 2060er-Jahren eine künstliche Intellinz namens «EuroGov» die Geschicke des Kontinents lenkt. In diese Geschichte bekommen wir es auch mit religiösen Fundis, einer Gruppe von libertären Milliardären, die sich in einen künstlichen Erdsatelliten namens Orbital abgesetzt haben, und den Blood Sisters zu tun – das wiederum ist eine kriminelle Frauen-Gang, die Lea für ihre Mission anheuert.

Wohin das alles führen wird, erfahren wir in der heutigen Sendung. Réda El Arbi ist in der letzten Ausgabe des Nerdfunks vor der Sommerpause Gast im Studio. Er erzählt, wie er dazu gekommen ist, diese Geschichte zu erzählen – und wie es sich anfühlt, in die Fussstapfen von Philip K. Dick oder Douglas Adams zu treten.

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Veröffentlicht von Matthias

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