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Die einfachste Methode, zum Schwerverbrecher zu werden, ist, ein paar CDs irgendwo hochzuladen und sich dabei erwischen zu lassen. Das Urheberrecht wird rigide durchgesetzt, und es ist ein offenes Geheimnis, dass zum Beispiel die Musikindustrie durch drakonische Geldforderungen gegen Tauschbörsenbenutzer Exempel statuieren wollte – weil sich in den Chefetagen der grossen Labels schon zu Zeiten des Doppelkassettendecks leichte Paranoia-Gefühle breitgemacht haben. Und im Bereich der Fotografie wird abgemahnt, was das Zeug hält.
Andererseits es im Internet auch passieren, dass man sich nicht auf der «Täter-», sondern auf der «Opfer»-Seite wiederfindet – wenn eigene Fotos plötzlich ungefragt und ohne Honorar von der eigenen Homepage auf eine grosse News-Website wandern.
Was ist in diesen Zeiten richtig? Das Urheberrecht gänzlich abzuschaffen und uns daran zu gewöhnen, dass Informationen nicht unter Verschluss gehalten werden können, weil Information im Netz frei sein will. Oder ist der richtige Weg, das Urheberrecht mit allen Mitteln durchzusetzen, also nicht nur mit der juristischen Keule, sondern auch mit Filter-Algorithmen, so wie das Youtube seit Jahren tut und die EU sogar gesetzlich vorschreiben will?
Wir versuchen eine praktische Annäherung an diese komplexe Materie – nicht juristisch und unideologisch, mit bewährten Tipps aus dem Internet-Alltag – und aus der Sicht von denjenigen, die beide Seiten kennen: Die des Tauschbörsenbenutzers und die der Beklauten.
Links zur Episode
Bilder als Allgemeingut?
- Matthias’ Flickr-Bild mit Crative Commons «New York Post» (Greet 2016 with the biggest fireworks party on Earth), 7 New Year’s Eve traditions from around the world
- Abmahnen ist ein grosses Geschäft: Der neue Bilderklau, Vorsicht, Urheberrecht!, Vermehrte Abmahnungen bei Creative-Commons-Fotos
Lizenzen im Netz
- Creative Commons oder Public Domain-Inhalte (Gemeinfreiheit)
- Martin Steiger, Rechtsanwalt im digitalen Raum, bei uns in der Sendung: Digital 353 vom 12.07.2016: Ein Herz für White-Hat-Hacker und kein Blackphone
- Weissbuch Bilder und Fotos im Web (Hilfreich, aber ein paar Fragen bleiben offen)
- Digital 282 vom 13.01.2015: Gegenentwurf zu Amazon
- Was hat es für Folgen, wenn man selbst CC-Lizenzen vergibt? Mit freien Lizenzen Geld scheffeln, Wer CC-Lizenzen vergibt, hat selbst Schuld
Quellen
- creativecommons.org
- Flickr: Creative Commons-Suche (Flickr Commercial Licence Such-Plug-In für Firefox)
- Bilder: Bilder zum freien Gebrauch
- Audio: Rohmaterial für Audio-Experimente
- Soundcloud
- Wikipedia
Ärgernis Urheberrecht?
- Schützt das Urheberrecht die richtigen? Von wegen Schutz des Urheberrechts!
- Kriminalisierung von Unschuldigen: Urheberrecht: Amerikanische Kritik an der Schweiz
- Die Durchsetzung gefährdet andere Rechte, z.B. das Recht auf Freiheit im Netz. Beispiel Netzsperren, die beim neuen Schweizer Urheberrecht geplant sind: Muss die Piraterie überhaupt noch bekämpft werden?
- Und Beispiel Artikel 13 der neuen Urheberrechtsrichtlinie der EU: Will die EU Open Source abschaffen?
- Unsere Kultur basiert auf Mixen, Remixen, Kopieren, Stehlen, Verändern, Zitieren und Plagiieren: Zwerge auf den Schultern von Riesen
- Fair Use
Bild: Schon zu Zeiten der Kassette hatten die Plattenbosse eine Heidenangst vor den Schwarzkopierern. (Bild: Plastic magnetic tape black von Amigos3D, pixabay.com, CC0)
Abmahnungen: Gibt’s übrigens nicht nur in Deutschland oder aus Deutschland in die Schweiz, sondern auch innerhalb in der Schweiz. Ein Nachteil in der Schweiz ist allerdings, dass man aussergerichtlich grundsätzlich die eigenen Anwaltskosten nicht einfordern kann, aber bei einem entsprechenden Vorgehen ist es durchaus möglich, dass man 1) erfolgreich abmahnt und am Schluss 2) im finanziellen Plus ist.
Das funktioniert auch bei Kopien und Plagiaten von Texten, allenfalls kommt neben einer Urheberrechtsverletzung auch noch unlauterer Wettbewerb dazu.
Abmahnungen können gerade auch für Möchtegern-Fotografen, durchaus sehr lukrativ sein. Inzwischen hat sich eine kleine Industrie entwickelt, drei aktuelle Beiträge in diesem Zusammenhang:
https://steigerlegal.ch/2017/08/13/eos-copytrack-zahlungsaufforderungen/
https://steigerlegal.ch/2017/09/05/lapixa-abmahnung-lenel/
https://steigerlegal.ch/2017/09/15/nokia-dennis-skley/
Mit Möchtegern-Fotografen meine ich Personen, die gerne professionelle Fotografen wären, den entsprechenden Weg aber nicht geschafft haben. Solche Personen stellen dann gerne die von Euch erwähnten Abmahnfallen bei Flickr und auf Wikipedia …
Bei professionellen Fotografen geht es meiner Erfahrung nach hingegen bei Abmahnungen nicht in erster Linie um Geld, sondern tatsächlich darum, dass sich solche Personen in ihrer Persönlichkeit – zu Recht! – verletzt fühlen. Gleichzeitig gibt es Abgemahnte, die selbst bei offensichtlichen Urheberrechtsverletzungen keinerlei Einsicht zeigen, nicht zuletzt im Bereich der auch von Euch erwähnten Massenmedien.
Bei Abmahnungen im Urheberrecht wird bisweilen auf gar fiktive Lizenzgebühren abgestellt:
Gibt es tatsächlich jemanden, der beispielsweise bei Getty Images über 1’000 Franken dafür bezahlt, ein Blumenbild in Thumbnail-Grösse während maximal drei Jahren auf seiner Website verwenden zu dürfen?