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Eine grosse Errungenschaft des Web 2.0 war die Kommentarfunktion. Sie macht Medien, die vorher von der hohen Kanzel herabgepredigt haben, zu Diskussionsplattformen. Journalisten predigen nicht mehr von der Kanzel herab, sondern befinden sich auf Augenhöhe mit den Leserinnen und Lesern. Sie werden vom Publikum beim Wort genommen, korrigiert, widerlegt oder unterstützt. Wie haben wir uns damals gefreut: Das Web demokratisiert! Es verleiht den Leuten eine Stimme, auch wenn sie zufällig keine Druckerei oder Radiostation besitzen. Es ebnet den Weg zu einer reifen Mediendemokratie, die uns alle mündig und die Welt besser macht.

 Nun, inzwischen fragen wir uns, wie wir uns so irren konnten. Der Ton in den Kommentarspalten ist rauer, als wir uns das jemals vorstellen konnten. Da wird gegiftelt, gezündelt, mit Zynismus operiert, mit Lügen um sich geworfen und auf den Mann – und vor allem auf die Frau und auf Minderheiten – gespielt. Die Kommentarspalten werden von politischen Akteuren instrumentalisiert, von Bots heimgesucht und von Leuten mit Anstand und Respekt inzwischen mehrheitlich gemieden. Auch haben viele Medien erkannt, dass der gehässige Ton auf sie selbst zurückfällt und die Online-Kommentarbereiche geschlossen.

Wir haben nicht mit den Trollen gerechnet, die jede Diskussion zum Entgleisen bringen. Und nicht mit dem Hass, der anonym oder mit voller Namensnennung gesät wird. Es ist darum an der Zeit, selbstkritisch über unsere Ideale zu sprechen. Das tun wir mit Matthias Möller, der beim Tagesanzeiger die Social-Media-Kanäle und die Community betreut. Wir versuchen uns an einer Analyse, fragen Matthias, wie er mit den Trollen verfährt – und wie man das Problem auch noch in den Griff bekommen könnte, ohne gleich zum alten System der von der Redaktion kuratierten Leserbriefe zurückzukehren.

Einige Links zur Sendung

Die dunkle Seite der Kommentare

Gegenstrategien

Bilder: Mathias Möller alias @mmmatze bei Twitter; Beitragsbild: gratisography.com/pexels.com, CC0.

Veröffentlicht von Matthias

Nerd since 1971.

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2 Kommentare

  1. Gute Sendung.

    Meine Meinung zum Thema? Solange gratisund vielfach anonym (unter falschem Namen) kommentiert werden kann, solange Quantität über Qualität steht, solange sind und bleiben Kommentarspalten Bierhallen und darin herrscht eine gewisse „Kultur“.
    P.S. Ich bin einer dieser drei Freischalter, die Matze erwähnt hat 😉

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