Kleine und grosse digitale Ungereimtheiten

Wenn die Temperaturen steigen, sinkt unsere Geduld mit den digitalen Geräten. Oder wie sonst wäre der verblüffende und unerwartete Anstieg bei den Fragen an «Kummerbox Live» zu erklären? Seit der letzten Woche gab es fast ein Dutzend Anfragen, die wir in dieser Folge wohl nicht alle abarbeiten können. Aber wir versprechen: Wir geben unser Bestes!

Eva möchte wissen, wie sie Dokumente sicher übermittelt. Jürg fragt, ob ihm die KI dabei helfen könnte, seine neurologisch bedingte Sprechbehinderung zu kompensieren. Erika fragt sich, was es mit der Einstellung von Apples Fotostream auf sich hat. Und Dorothee will wissen, wie sie das Impressum ihrer Website korrekt gestaltet. Und Nicole hat Zweifel daran, dass unsere Handys uns tatsächlich nicht belauschen – obwohl wir das doch im Nerdfunk 582 beteuert haben.

Die Links zur Episode: https://nerdfunk.ch/nerdfunk-668/

Instagram ist tot

Im April haben wir nach einer intensiven Diskussion entschieden, Instagram nicht von unseren Smartphones zu löschen. Doch wir kommen nicht darum herum, uns der Frage nach dem «Wie weiter?» noch einmal mit Vehemenz zu stellen.

Denn Instagram verändert sich rasant: Videos statt Fotos und ein Vorschlags-Algorithmus, der anstelle die persönliche Beziehung von Followern und Gefolgten tritt. Ist das vielleicht sogar das Eingeständnis, dass die Idee der sozialen Medien gescheitert ist, wie es die «Süddeutsche Zeitung» vor ein paar Wochen angedeutet hat?

Auf alle Fälle scheint es so zu sein, dass es schon lange nicht mehr um unsere Fotos geht – und noch nicht einmal mehr um die Zufriedenheit der Influencer, die die Werbe-Maschinerie am Laufen halten. Nein, es geht um die globale Dominanz, und im Kampf gegen das chinesische Tiktok ist Mark Zuckerberg zum Äussersten bereit.

Das sei «Turbokapitalismus und gleichzeitig Turbo-Planwirtschaft im Reich der Ideen» – und auch ein Ausdruck, dass die Tech-Konzerne keine Innovationen mehr hervorbringen, sondern nur noch versuchen, sich gegenseitig die lukrativsten Ideen zu klauen.

Was bleibt uns Nutzerinnen und Nutzern noch? Kapitulation – oder ist das jetzt die grosse Chance für jene Startups, die alles besser machen?

Die Links zur Episode: https://nerdfunk.ch/nerdfunk-629/

Heute entscheiden wir: Insta löschen oder nicht?

Bekanntlich haben wir es letzte Woche nicht geschafft, unsere Beziehung zu Instagram zu klären. Darum geht unsere Sitzung in eine zweite Runde: Wir besprechen die noch offenen Punkte, insbesondere die toxische Seite der Plattform – inklusive das neue Phänomen des «Warfluencers».

Im Idealfall endet unsere Abrechnung versöhnlich: Wie kann man, trotz der Allgegenwart von Werbung und Kommerz, der Foto-Community doch etwas Positives abgewinnen? Auf welche Weise lässt sich Instagram produktiv nutzen? Oder gibt es Alternativen, die uns die Lust an kreativen Schnappschüssen zurückbringen?

Die Links zur Episode: https://nerdfunk.ch/nerdfunk-612/

Unsere Hassliebe mit Instagram

Instagram gibt es seit 2010. In den letzten zwölf Jahren hat das soziale Netzwerk für Fotografie einen enormen Wandel durchgemacht. Es sind neue technische Möglichkeiten dazugekommen, die man nicht immer, aber häufig von der Konkurrenz abgekupfert hat. Aus einer ehemals kleinen Foto-Community ist ein riesiges soziales Netzwerk geworden – und eine Geldkuh (Cashcow) par excellence: 2019 soll es für einen Viertel des Umsatzes beim Facebook-Mutterkonzern Meta verantwortlich gewesen sein. Das sind satte zwanzig Milliarden US-Dollar.

Auf Instagram tummeln sich heute die Schönen und Einflussreichen, und originelle Bildkunst ist längst nicht mehr so gefragt wie geleckte Selbstinszenierungen und das Direktvermarkten von Produkten, Dienstleistungen und der angeblich so begehrenswerten Lebensweise der Influencer. Im Schlepptau dieser Entwicklung hat sich Meta eine Reihe von Problemen eingehandelt: Instagram gilt als Hort für oberflächlichen Slacktivismus – also für politische Kundgebungen von Leuten, die zu faul sind, sich an eine Demo zu bemühen. Und vor allem gibt es für die jungen Nutzer eine Reihe von Gefahren: Instagram beeinträchtigt die mentale Gesundheit von Teenagern, kann zu Stress, Sucht und Magersucht führen, Einsamkeit und soziale Ausgrenzung fördern und das Wohlbefinden junger Menschen auf vielerlei Weise gefährden. Und das schlimmste: Eine interne Studie beweist, dass Meta über diese Risiken Bescheid weiss, aber wegen des Umsatzes nicht gewillt ist, etwas dagegen zu tun.

Es ist darum Zeit, die Probleme zu adressieren und uns zu fragen, ob Instagram nebst Facebook und (vielleicht) Twitter ein weiteres gescheitertes soziales Netzwerk ist – oder ob man, mit einer vernünftigen Nutzungsweise, der Plattform doch etwas Vernünftiges abgewinnen kann.

Bitte Kindern keine Hände abtrennen!

Der zweite Teil unseres Jahresrückblicks beginnt mit einer grossen Portion Unzufriedenheit: Wir stören uns an so einigen Dingen: An mangelndem Weitblick bei Apple, an seltsamen Fotoplattformen, an Auto-Apps, die langsamer starten als ein SAP-System und an der Ignoranz von Microsoft, die sich bei Windows 11 und bei den komischen Dominanzgebärden zeigen, die dieser Konzern wegen seines Browsers betreibt.

Im Mittelteil des diesjährigen digitalen Realitätsabgleichs kümmern wir uns um die Software-Flops und um das, was uns im Netz gefreut und geärgert hat. Und Digichris kommt bereits mit seiner Top-Nomination aus dem Bereich der digitalen Inhalte zum Zug, wo wir uns daran freuen, eine gehörige Portion Bollywood abzubekommen.

In der nächsten Woche folgt das grande finale mit den Auf- und Absteigern des Jahres.

Die Links zur Episode: https://nerdfunk.ch/nerdfunk-597/

Die Welt ist schlecht (und die Software auch)

Heute bekommen wir es in Kummerbox Live mit dem geballten Elend aus der digitalen Welt zu tun. Das erstreckt sich vor allem auf zwei Bereiche. Zum einen auf die gruselige Sphäre der Schadsoftware – und der Leute, die mit der Angst vor Schadsoftware ein Geschäft betreiben. Und zum anderen auf das E-Mail: Es ist für viele trotz Whatsapp und Facebook Messenger die Internetkommunikations-Methode Nummer eins – und ihrerseits rechlich problembehaftet. Ob es die Archivierung, die Ablage oder den Versand betrifft, Ärger lauert überall.

Apropos Elend der Welt: Wir kommen nicht darum herum, die Aktualität des Tages zu besprechen. Das EU-Parlament hat sich dafür entschieden, die Urheberrechtsreform durchzuwinken und der Europäischen Union das Leistungsschutzrecht und die Uploadfilter zu bescheren. Wir stehen auf der Seite der liberalen Netzgesellschaft, die keine «Linksteuer» und keine automatisierte Triage von unseren Beiträgen bei den grossen Plattformen wollen. Wir glauben nicht daran, dass sich auf diese Weise Urheberrechtverletzungen wirkungsvoll bekämpfen lassen und sehen grosse Gefahren für die digitale Kultur, die Rede- und Ausdrucksfreiheit online.

Darum ist in der Preshow Wunden-Lecken angesagt – und die Diskussion der Frage, wie sich dieser Entscheid auf die Schweiz auswirken wird. Digichris berichtet kurz, wie es ihm an der Demo auf dem Helvetiaplatz in Zürich ergangen ist, wo gegen die (unserer Meinung nach unfaire) Reform des Schweizer Urheberrechts protestiert worden ist. Und in other news erklärt Kevin kurz, warum er denn seinen Wohnwagen umplatziert hat.

Die Links zur Episode: https://nerdfunk.ch/nerdfunk-474/

Sozialmediale Auswüchse

Das Phänomen klingt wie die Krankheit, die im Winter für triefende Nasen, Schüttelfrost und Fieber sorgt. Doch seine Symptome sind komplett anders: Statt mit Gliederschmerzen, Husten und bleierner Müdigkeit bekommen wir es mit jungen, hübschen Menschen zu tun, die uns in sozialen Medien mit schönen Bildern an ihrem tollen Leben teilhaben lassen und uns nicht vorenthalten, welche tollen Produkte sie so glücklich, schön und liebenswert machen.

Diese schönen Menschen heissen Influencer, und diese neue Werbemethode scheint um sich zu greifen, wie die eine heimtückische Infektionskrankheit: Sie sei «authentisch, subtil und sympathisch», behaupten diejenigen, die die schönen Menschen mit den Unternehmen zusammenbringen, die bei jenen Gesellschaftsgruppen gut dastehen möchten, die für klassische Werbung nur wenig empfänglich sind: Das sind Teenager und junge Erwachsene, die generell ein sehr eigenes Medienverhalten an den Tag legen.

Und auch wenn die Einleitung nahelegt, wir würden über Bibis Beauty Palace oder Cielle Noire Spott ausgiessen wollen, liegt uns nichts ferner als das: Wir wollen uns in dieser Sendung ernsthaft mit der Sache auseinandersetzen, es mit seinen diversen Facetten beleuchten und uns fragen, ob das Influencermarketing nicht doch eine Verbesserung darstellt: Schliesslich sind es hier echte Menschen, die uns Produkte nahebringen und nicht austauschbare Werbemodels.

Die Links zur Episode: https://nerdfunk.ch/nerdfunk-423/

Literatur als User Generated Content

Tilman Rammstedt ist Buchautor, und er hat dieses Jahr ein spannendes Experiment gewagt: Er hat sein Buch «Morgen mehr» (http://www.morgen-mehr.de/) Tag für Tag und Kapitel für Kapitel öffentlich im Internet geschrieben – mit Begleitvideos, Instagram-Bildern, einem Audio-Podcast und Youtube-Trailer. Und natürlich mit Interaktionsmöglichkeiten für die Leser. Und sogar eine Crowdfunding-Kampagne gab es zum Start des Projekts.
Das wirft natürlich diverse Fragen auf: Wird heute auch Literatur als User-generated content (https://de.wikipedia.org/wiki/User-generated_content) erzeugt? Muss ein Autor heute auch sozialmedial sattelfest sein? Gibt es vom Verlag keinen Vorschuss mehr, sodass Autoren ihre Bücher nun von den Lesern vorfinanzieren lassen? Und führt diese totale, internetbedingte Transparenz nicht auch zu einer grossen Entzauberung?
Tilman Rammstedt gibt Auskunft darüber, ob er sich als «Autor 2.0» versteht – und vielleicht auch schon übers Self-Publishing nachgedacht hat…