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Vor zehn Jahren waren die Podcasts die Zukunft des Radios und es herrschte eine wahre Aufbruchstimmung: Jederman konnte aus seinem Wohn- oder Schlafzimmer ins weite Internet hinaussenden: Davon versprach man sich eine echte Graswurzelrevolution: Ein neues Medium, das persönlicher, vielfältiger und tiefgründiger sein würde, als das Kommerzfernsehen, Dudelfunk und Formatradio je sein würden.
Diese Hoffnungen sind nach wenigen Jahren auf der Strecke geblieben. Einerseits zelebrierten die Podcaster ihre Rolle als Vertreter der Gegenkultur derartig inbrünstig, dass sich das Massenpublikum lieber Youtube zuwandte – wo heute die gut verdienende Stars und Sternchen zu finden sind. Andererseits hat die Werbeindustrie das neue Format links liegen lassen: Die Shows brachten zu wenig Reichweite und waren damit kaum zu finanzieren. Es blieb beim Nischendasein – selbst wenn es kaum ein Medium gibt, mit dem sich das Publikum so stark identifiziert.
Und dann, als Podcast fast schon abgeschrieben schien, kam «Serial». Das war ein Spin-off der in Chigaco ausgestrahlten Radiosendung «This American Life», das dem Medium neues Leben einhauchte: Podcasts müssen sich nicht durch schäbige Tonqualität, unendliches Gelaber und Fachsimpeleien auszeichnen – Podcasts können so spannend sein wie eine Krimiserie im Fernsehen. «Serial» erzählte die Geschichte eines Mordes und eines verurteilten Mörders – wie ein Hörspiel, aber mit einer wahren Geschichte, und aufwändig mit Musik, O-Tönen, Interviews und einer persönlichen Erzählstimme zur dichten Collage montiert.
Und plötzlich war das Podcast-Fieber wieder da – nicht nur bei den Hörern, sondern sogar bei der bis anhin so indifferenten Werbeindustrie. Podcasts, sie liefern eine neue, moderne Erzählform und sind ein hervorragendes Mittel, um den Hunger nach Geschichten bei einer jungen, modernen Hörergeneration zu stillen – bei Leuten, die pendeln, häufig unterwegs sind und selbst bei der Hausarbeit intelligent unterhalten werden wollen.
Die Links zur Episode
Die Geschichte des Podcasts
- Wikipedia
- Mauerblümchen der Medienrevolution
- Zum Jubeljahr gibt es Schelte
- Digital 291 vom 17.3.2015: 10 Jahre, und noch immer recht leise
Warum erleben die Podcasts jetzt einen zweiten Frühling?
- Starkes Werbe-Wachstum bei Onlineaudio
- Jetzt fliesst auch Risikokapital in Podcast-Firmen
- Podcasts sind das neue Radio
- Spotify, Deezer und Co setzen auf Podcasts
Wie nutzt man Podcasts
Am einfachsten per App:
- Kevin verwendet Overcast
- Matthias nutzt Pocket Casts
Welche Sendungsformate gibt es?
- «Laberpodcasts» (Winzig kleine Podcastmacher, NSFW)
- Themen-Podcasts mit häufig der gleichen Zusammensetzung (Bits und so, Geschichtsunterricht, Freakshow, Psychotalk, Soziopod, Methodisch inkorrekt, Neusprechfunk, Stay Forever)
- Feature-ähnliche aufwändig produzierte Dinge (S-Town, Bilals Weg in den Terror, Revisionist History, Wer hat Burak erschossen?, Cybercrime)
- Aufklärung, Anti-Verschwörungstheorien (Skeptisch, Hoaxilla, Skeptoid.com)
- Interviews (Omega Tau, Staatsbürgerkunde, CRE)
- Monologe (Dan Carlin’s Hardcore History, Es wurde Podcast!)
Bild: Genauso stellt man sich die Podcast-Produktion vor: Zwei Typen hocken in ihrem Wohnzimmer vor einem Computer und plaudern in ihre Mikrofone. (Das Studio des Cleanelectric Podcast, von Jakob Härter/Flickr.com, CC BY-SA 2.0)
PS: Es heisst Pädagogik und nicht «Pädagogie»… also glaubt uns nicht alles, was wir in dieser Sendung erzählen…