The internet is for Porn!

Einen wesentlichen Bestandteil des Internets haben wir im Nerdfunk bislang fast komplett ignoriert: Die Pornografie. Dabei ist das Interesse enorm: Wenn man den Statistiken glauben darf, sind ein Viertel aller Suchanfragen pornografischer Natur, sowie 35 Prozent des Datenverkehrs. In der Schweiz sind sieben der beliebtesten fünfzig Websites pornografischer Natur (weltweit sind es übrigens nur zwei).

Darum sprechen wir darüber: Über das enorme Ausmass des Phänomens und die Auswirkungen. Das Internet hat die Pornoindustrie seit dem «golden age», den 1960er- und 1970er-Jahren, komplett umgekrempelt. Was früher als «hard core» galt, ist heute eine Bagatelle. Ähnlich wie in der Musikindustrie ist kaum mehr Geld zu verdienen: Die grossen Plattformen funktionieren nach dem Youtube-Prinzip, indem die Nutzer dort eigene Clips oder geklautes Material hochladen. Und noch etwas ist verblüffend: Die grossen Plattformen sind alle in der Hand eines einzigen Unternehmens.

Es ist kein Vorbeikommen an dem Thema, zumindest, so lange es bei uns noch nicht, wie in England, obligatorische Pornofilter gibt. Wir versuchen uns daher mit einer persönlichen Annäherung: Sind wir als Internetnutzer begeistert über die fast unbegrenzte Auswahl – oder ist es doch eher einschüchternd, dass es mehr Pornografie gibt, als ein hormongesteuerter Teenager jemals konsumieren könnte?

Und gäbe es Mittel und Wege, dieses Genre der Erwachsenenunterhaltung etwas «humaner» und menschenfreundlicher zu gestalten – Stichworte: Fair bzw. Ethical Porn – oder können wir darauf warten, bis der kulturelle Backlash mit strikten Moralvorstellungen, Tabus, Netzsperren und härteren Gesetzen die virtuelle sexuelle Revolution zurückdrängt?

Die Links zur Episode: https://nerdfunk.ch/nerdfunk-445/

Das Mitmach-Internet

Früher waren die Rollen klar verteilt: Eine kleine Schar von mehr oder weniger kreativen Köpfen hat Fotos, Filme, Artikel, Bücher, Musik und Informationen aller Art zusammengetragen. Und wir, der grosse Rest, haben uns diese Werke dann zu Gemüte geführt (rezipiert, wie der Bildungsbürger zu sagen pflegt).

Das ist vorbei: Mit dem Internet kann jeder, der will, selbt kreativ tätig werden. Und das ist längst mehr als nur ein Hobby und privates Vergnügen. Bei vielen Plattformen im Netz gehört die Schaffenskraft der Nutzer zum Geschäftsplan: Schon 2011 wurde geschätzt, dass mit den Inhalten der Nutzer, dem so genannten User Generated Content, Milliarden umgesetzt werden. Allein Youtube und Facebook haben drei- bis vierstellige Millionenbeiträge umgesetzt.

Heute ist das Internet ohne die Beteiligung der Nutzer kaum mehr vorstellbar: Wikipedia ist zur unverzichtbaren Informationsquelle geworden, Youtube zur Unterhaltungsmaschine für die Massen. Die Nutzerkommentare auf den Newsplattformen geben oft mehr zu reden als die Artikel selbst. Und was würden wir tun ohne die Besprechungen der User bei Amazon, in den App Stores, bei Yelp und Tripadvisor?

Wir ergründen die Möglichkeiten des Mitmach-Internets, loben Wikipedia und nennen weniger bekannte Plattformen, wo jedermann sich austoben darf.Und natürlich tragen wir dem Umstand Rechnung, dass es auch jede Menge Kritik gibt: Der «Kult der Amateure», wie Internetskeptiker Andrew Keen dieses Phänomen nennt, hat vielen Profis die Berufsaussichten zerstört, die Verlässlichkeit von Informationsquellen untergraben und das Klima im Netz vergiftet. Doch diesen Einwänden zum Trotz überwiegt beim Mitmach-Internet der Spass und der Erkenntnisgewinn – finden wir.

Die Links zur Episode: https://nerdfunk.ch/nerdfunk-444/

Literatur als User Generated Content

Tilman Rammstedt ist Buchautor, und er hat dieses Jahr ein spannendes Experiment gewagt: Er hat sein Buch «Morgen mehr» (http://www.morgen-mehr.de/) Tag für Tag und Kapitel für Kapitel öffentlich im Internet geschrieben – mit Begleitvideos, Instagram-Bildern, einem Audio-Podcast und Youtube-Trailer. Und natürlich mit Interaktionsmöglichkeiten für die Leser. Und sogar eine Crowdfunding-Kampagne gab es zum Start des Projekts.
Das wirft natürlich diverse Fragen auf: Wird heute auch Literatur als User-generated content (https://de.wikipedia.org/wiki/User-generated_content) erzeugt? Muss ein Autor heute auch sozialmedial sattelfest sein? Gibt es vom Verlag keinen Vorschuss mehr, sodass Autoren ihre Bücher nun von den Lesern vorfinanzieren lassen? Und führt diese totale, internetbedingte Transparenz nicht auch zu einer grossen Entzauberung?
Tilman Rammstedt gibt Auskunft darüber, ob er sich als «Autor 2.0» versteht – und vielleicht auch schon übers Self-Publishing nachgedacht hat…