Wie man den Kürbis auf zwei Gigahertz hochtaktet

Heute treffen zwei bemerkenswerte Ereignisse aufeinander: Einerseits halten wir im Nerdfunk wie jeden letzten Dienstag im Monat Kummerbox live ab. Andererseits ist Halloween. Das ist ein invasiver Brauch, von dem zu Matthias’ Jugendzeiten noch niemand gehört hatte, der aber mit Umweg über die Vereinigten Staaten und deren kulturelle Erzeugnisse auch bei uns eingewandert ist.

Und ja, wir haben auf Computerprobleme gehofft, bei denen das eine zum anderen kommt: Auf heulende Festplatten, quietschende Tastaturen und KIs, die «Trick or Treat» rufen, statt uns brav unsere Fragen zu beantworten. Leider wird nichts daraus. In Ermangelung von gruseligen, kürbismässigen oder Süssigkeiten-lastigen Fragen müssen wir unser ganz normales Pensum abarbeiten.

Oder doch? Wenn wir Erikas Frage genau ansehen, könnten wir uns vielleicht vorstellen, wie ein kleines Phantom in den Google-Drive-Servern hockt. Jedenfalls möchte sie wissen, warum es ihr unmöglich ist, Fotos per Link zu verschicken.

Journalisten-Kollege Felix hält sein Telefon für verhext, weil es keine Interviews aufzeichnen will. Magnus fragt, warum sein E-Book-Reader nicht mit dem Mac zusammenkommen will. Und ja: Pauls Inbox ist von Spam besessen!

Was ist Sache beim Medienwandel?

Wer hätte 1995 gedacht, dass der Browser nicht bloss eine neue, lustige Anwendung auf unseren PCs ist, sondern der Vorbote von radikalen Veränderungen? Unsere Medienlandschaft hat sich seitdem stark verändert: Die Zeitungen und Zeitschriften sind in Bedrängnis, das lineare Radio und Fernsehen hat Konkurrenz durchs Streaming und durch Podcasts bekommen, Bücher kann man jetzt hören oder auf elektronischen Readern lesen.

Wir nähern uns diesen Umwälzungen auf eine persönliche Weise an: Was hat sich für uns bewährt, wo haben wir uns dem Fortschritt entgegengestellt?

Und wohin soll das noch führen? Neigt sich der Medienwandel dem Ende zu oder droht uns allen die Vertiktokisierung? Wir bereiten uns für alle Fälle schon einmal vor – und planen unsere Karrieren als Kursvideo-Influencer…

Die Links zur Episode: https://nerdfunk.ch/nerdfunk-616/

Bücherwürmer, eine aussterbende Spezies?

Zwischen 2012 und 2016 soll der deutschsprachige Buchmarkt über sechs Millionen Käufer verloren haben. Die Zahl der Leser nimmt ab, die der Nichtleser zu: Weniger als die Hälfte (42 Prozent der Deutschen) greift mindestens einmal die Woche zu einem Buch. Besonders gross ist der Rückgang bei den Jungen und halbwegs Jungen (in den beiden Gruppen der 14- bis 29-Jährigen und der 30-bis 59-Jährigen) und bei den Leuten mit geringer Schulbildung.

Die Gründe liegen auf der Hand: Es gibt einfach zu viel Konkurrenz durch Smartphone und die anderen (digitalen) Medien. Der Druck im Alltag nimmt zu, sodass es für viele offenbar immer schwieriger wird, die notwendige Zeit und ausreichend Konzentration aufzubringen. Wird das Buch in einer digitalen Welt zum Nischenprodukt?

Oder liegen die Rückgänge bei den Leserzahlen vielleicht auch daran, dass der deutsche Buchhandel den Medienwandel verschlafen hat? Das Hörbuch zum Beispiel ist ideal für multitaskende Nutzer, indem es auch die parallele Nutzung beim Sport, bei der Hausarbeit oder beim Pendeln zulässt. Doch das Hörbuch ist inzwischen fest in der Hand der Amazon-Tochter Audible – die hiesigen Anbieter haben den Wechsel von der CD zum Download offenbar komplett verschlafen.

Besteht noch Hoffnung? Oder sind Bücherwürmer eine aussterbende Spezies? Wir diskutieren das mit Gregory Zäch. Er ist Gründer und Inhaber des Zürcher Midas Verlag, der sich immer wieder mit der wechselhaften Gunst des Publikums herumschlagen musste. Der Midas-Verlag hatte ursprünglich eine breite Palette an Computerbüchern – ein Genre, das fast vollständig weggebrochen ist.

Die Links zur Episode: https://nerdfunk.ch/nerdfunk-438/ ‎