Amateurliga war gestern – jetzt wird Kohle gescheffelt

Die Zeit der Unschuld ist vorbei: Die grossen Streaming- und Tech-Konzerne sind dabei, die Podcasts der Kinderstube zu entreissen und der kapitalistischen Marktordnung zuzuführen. Spotify, Apple und Amazon wollen den Markt unter sich aufteilen, mit den Premium-Abos eine Monetarisierungsgrundlage schaffen und mittels Provisionen kräftig mitverdienen.

Die Macher der ersten Stunde zeigen sich frustriert: Sie bedauern die Entwicklung und sehen ihre Pionierarbeit in Gefahr – aus einem Produkt des freien, demokratischen Internets wird ein Instrument zum Kohlescheffeln für die Konzerne.

Aus Sicht der Hörer konstatieren wir, dass es Grund fürs Bedauern gibt: Wir müssen uns immer mehr Werbung anhören, für Premium-Inhalte zahlen – und viele Podcasts verschwinden aus dem freien Netz in Anbieter-Apps und hinter Bezahlschranken. Doch ist das nicht zu verkraften, wo das Angebot nicht nur immer grösser, sondern auch immer besser, aufwändiger produziert und professioneller wird?

Wie nicht anders zu erwarten, ist die Entwicklung auch für die Macher ein zweischneidiges Schwert: Wer einen Podcast produziert, hat Chancen, das nicht nur als Hobby zu betreiben, sondern womöglich auch Geld damit zu verdienen. Doch der Kampf um Aufmerksamkeit wird hart und härter. Wer wie sich wie vor 15 Jahren einfach einmal ausprobieren will, wird feststellen müssen, dass man so kein Publikum mehr erreicht.

Wir analysieren und ziehen Bilanz, wie nach dem Blogging eine weitere Errungenschaft des freien Netzes eine erstaunliche Metamorphose durchläuft und kaum mehr wiederzuerkennen ist: Muss die Idee des freien, demokratischen Netzes nun endgültig für tot erklärt werden?

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Das Netz als Shopping-Tempel

Amazon ist erst der Anfang. Unsere Einkaufsgewohnheiten verschieben sich immer rasanter von den Ladenpassagen ins Web. Das Onlineshopping legt zu, selbst in den Bereichen, wo noch vor Jahren der «richtige» Laden unangefochten die erste und einzige Wahl war: Bei Kleidern, Lebensmitteln und allen Dingen, die man gerne ansieht, berührt und ausprobiert.

Doch auch für diesen Wunsch haben die Netzhändler inzwischen eine Lösung, wenngleich eine etwas plumpe: Bei Zalando bestellt man einfach ganz viel Kram auf Probe und schickt alles zurück was nicht passt oder behagt.

Zeit also für eine persönlich gefärbte Bestandesaufnahme: Wo hat sich das Einkaufen im Netz bewährt? Und warum ist uns in vielen Fällen das lustvolle und nicht unbedingt zielgerichtete Lädele noch immer lieber als Transaktionen per Browser auszulösen?

Und natürlich bleibt die Frage nach der Zukunft der «Brick and Mortar Stores», der Backstein-und-Zement-Geschäfte? Haben sie eine? Oder werden sie, wenn erst einmal Drohnen und selbstlenkende Lastwagen all den Kram ausliefern, unweigerlich verschwinden? Wie werden unsere Innenstädte aussehen, wenn jeglicher Einzelhandel verschwunden ist? Und was bedeutet das für die Beschäftigung in diesem Land, wenn die Wertschöpfung bei Amazon und Aliexpress, also irgendwo in irgend einer Steueroase erfolgt? Wir sind nicht ganz pessimistisch – aber überzeugt, dass wir Konsumenten unsere Macht ausüben sollten, falls wir das Päkli von Zalando nicht für das einzig wahre Shoppingerlebnis halten…

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